Der heutige Tag sollte ganz im Zeichen des Grenzübertritt nach Syrien stehen. Zwar hatten wir jeder ein Visa, doch hatte ich in Vorbereitung der Tour verschiedenste Horrorgeschichten gelesen, insbesondere bei der Einreise mit eigenem Fahrzeug. Die Fahrt bis zur Grenze auf türkischer Seite verlief recht problemfrei. Im grenznahen Gebiet zu Syrien liegt das Einkommen nochmals niedriger als im Rest der Türkei. Der Esel als bevorzugtes Transportmittel der einfachen Menschen war hier nun keine Seltenheit mehr. Fragten wir irgendwo nach dem Weg, sammelte sich in kürzester Zeit eine Menschentraube um uns. Meist kam ich mir dann vor wie ein Ausstellungsstück. Oft wurden Fotos in verschiedensten Posen der begeisterten Menschen vor und mit unseren Bikes geschossen. Hierbei mussten wir immer aufpassen, das die Bikes nicht umgerissen wurde, waren diese doch recht schwer beladen und vertrugen zusätzliches Gewicht nicht in jeder Lage auf dem Seitenständer.
Gegen 13 Uhr erreichen wir die Grenzstation. Kam uns die Ausreiseprozedur aus der Türkei schon langwierig vor, stellte die Einreise nach Syrien alles mir Bekannte in den Schatten. Nach 4 Kontrollen auf türkischer Seite durchfuhren wir ca. 3km Niemandsland und standen nun vor den syrischen Grenzgebäuden. Wir schauten, wohin meist die Fahrer der türkischen und syrischen PKW mit Pässen und anderen Papieren in der Hand vor uns verschwanden und gingen einfach mal hinter her. Tatsächlich fand hier die Passkontrolle statt. Nach ca. 20 min hatten wir einen Stempel im Pass. Fröhlich das alles so unkompliziert ging, fuhren wir mit den Motorrädern zum Posten an der Durchfahrt. Doch hier schickte man uns prompt wieder zurück. Was noch fehlte war uns unklar. Wie wir im Laufe der nächsten Stunden feststellen mussten, war der erste Stempel nur einer von vielen.
Da wir mit der Prozedur völlig überfordert waren, kam uns das Angebot eines Grenzhelfers recht. Sicher war uns bewusst, dass dieser für seine Dienste auch etwas erwartete, jedoch kann ich im Nachhinein sagen, ohne seine Hilfe hätten wir niemals durch diesen Bürokraten Dschungel hindurch gefunden. So lief er mit uns zu einem Bankschalter. Hier bekam ich 5000 syrische Pfund ausgehändigt für 84 Euro. Dachte ich zuerst, das wäre so eine Art Pflichtumtausch (wie früher bei Einreise in die DDR) war das Geld dann wieder sehr schnell für verschiedenste Gebühren aufgebraucht und ich weiss nicht wirklich, was dies alles war. Korruption und Vetternwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der syrischen Bürokratie. So schmierte unser Helfer diesen und jenen Beamten um die benötigten Stempel, Formulare und ähnliches schneller zu bekommen oder damit diese nicht so genau hinsahen. Gegen 17 Uhr hatte jeder von uns einen Wust von Papieren in der Hand, unser Helfer bedankte sich für unseren Beitrag an ihn und wir rollten durch die vorletzte der Kontrollen. Er gab uns noch den Tipp bei der letzten Kontrolle, einer reinen Polizeikontrolle, die Frage nach einem Navi zu verneinen. Schnell baute ich noch meine Navihalterung ab und wir reisten endlich in Syrien ein.
Aleppo an der Nordgrenze, nach Damaskus die wichtigste Stadt in Syrien, war nun unser Ziel. Der Weg dorthin war unspektakulär, doch was wir so zu sehen bekamen war recht abenteuerlich. So fuhren mehrmals schwere LKW mit grossen Felsstücken beladen vor uns, jedoch ohne irgendeine Ladungssicherung. Wofür auch? Sollte einer der Brocken herunter fallen, rollte dieser tot sicher nicht weg, egal wer drunter lag. Auf kleinen Transportern mit Pritsche sass hinten auf die ganze Grossfamilie. Auf wieder einem anderen schliefen die Kinder hinten drauf zwischen allerlei Körben und der gleichen. Ständig gab es für uns Dinge zu sehen, bei denen ein Mitteleuropäer einfach nur geschockt den Kopf schüttelt.
In Aleppo suchten wir uns mal wieder ein Hotel, da jeder von uns eine Intensivreinigung nötig hatte.
Die Abendstunden widmeten wir einem Spaziergang durch die Stadt, erlebten in der Moschee als fast einzige Touristen das Abendgebet der Moslems und gelangten durch eine Gasse in der es zahlreiche Fleischergeschäfte gab. Nur ist ein Fleischer hier etwas völlig anderes als bei uns und Hygiene ist eher Nebensache. So hängen die rohen Fleischkeulen neben den Eingeweihten und ganzen Schafsköpfen zur Besichtigung meist im Freien. Verwilderte Katzen krallten sich die einfach weggeworfenen Reste. Es stank für unsere Nasen bestialisch und erhöhte stark unsere Schrittfrequenz um diesem zu entfliehen. Später gönnten wir uns in einer Art Bar noch ein Bier, Elvis und Pfütz auch eine Wasserpfeife.
Am nächsten Morgen konnten wir unser Gepäck und die Anzüge noch in einem Nebenraum der Hotellobby deponieren, denn die Festung in Aleppo muss man gesehen haben und wir waren dankbar, dies nicht mit den Motorradklamotten unterm Arm machen zu müssen. Es ist ein beeindruckendes Bollwerk und die Syrer sind fleissig am restaurieren. Sie haben also den Wert erkannt, unternehmen etwas zur Erhaltung und auch das Umfeld wurde gerade neu gestaltet. So fühle ich mich als Tourist beim Eintrittspreis nicht abgezockt, da ich sehe was mit den Geldern passiert. Das war in dieser Stadt aber auch die totale Ausnahme. Ansonsten ist uns Aleppo vor allem als dreckigste Stadt in Erinnerung geblieben. Überall lag Müll herum, der Wind trieb manchmal ganze Wolken von Plastiktüten vor sich her. Mehrfach konnten wir beobachten, wie die Menschen einfach ihren Müll fallen liessen. Wäre nicht die Festung, ich würde jedem raten um Aleppo einen Bogen zu machen.
Über den Bazar schlenderten wir zurück zum Hotel, packten unsere Bikes um weiter in Landesinnere zu reisen.
Je weiter unser Autozug Richtung Westen rollt um so dunkler wird es. Ein Blick auf die Uhr verrät mir jedoch dass es noch nicht Abend sein kann. Wolken verdunkeln den Licht- und Wärmespender an den wir uns in den letzten Wochen so gewöhnt haben und es wird immer noch kälter obwohl auch in Europa Sommer sein sollte. Da möchte ich am liebsten wieder umkehren. Mesepotamien im Zweistromland - Sonne und null Regen, gemacht zum Motorradfahren. Wind? Egal!
Obwohl wir Richtung Euphrat, einem der grössten Flüsse im Zweistromland fuhren, änderte sich nicht wirklich etwas am Wüstencharakter der Landschaft. Abseits der asphaltierten Strassen nur staubige Steinebenen. Manchmal kann ich einen Blick auf den Euphrat werfen, der hier etwa so breit ist wie der Rhein vor Koblenz, bevor wir an einer Kreuzung in das Innere der Wüste abbiegen. An dieser Kreuzung treffen sich zwei der Hauptstrassen Richtung West-Ost und Nord-Süd. Taxis warten hier auf Busreisende, welche sie dann wohl in irgendwelche abgelegenen Beduinensiedlungen bringen. Mehrere Händler haben hier Dauerstände aufgebaut. Einer hat einen etwas besseren Imbiss mit überdachten Sitzgruppen geschaffen. Froh ein schattiges Plätzchen gefunden zu haben, machen wir hier Rast, bedienen uns an gekühlten Getränken und ruhen uns etwas aus, war die Fahrt bisher anstrengend weil von ständigen starkem Seitenwind begleitet.
100 Kilometer weiter rollen wir bei einer Tankstelle ein. Wir Tanken randvoll, jeder Tropfen zählt und doch wird es Elvis mit dem kleinsten Tank später nicht nur durch die Sonne warm. Wir wollen nach Palmyra, dem heutigen Tadmur. Der kürzeste Weg dorthin ist auf meiner Karte eine feine weisse Linie. Ist das nun eine Strasse oder nur ein alter Kamelweg? Nach unseren Erfahrungen im Taurus sind wir uns etwas unsicher, ob wir wirklich fast 250 Kilometer durch die Wüste fahren sollen, auf einer Piste die vielleicht grösstenteils Offroad führt und schlimmstenfalls vom Sande verweht gar nicht erkennbar ist. Wir entschliessen uns dann doch, biegen von der Hauptrasse in diese kaum zwei Meter breite Piste ein und fahren erst mal auf Asphalt. Wenig später stehen ein paar Hütten am Weg und wir sehen einen älteren Mann. Ich fahre direkt zu ihm hin und versuche irgendwie zu erfragen, wohin die Strasse führt. Nachdem mehrmals das Wort Tadmur fällt, bin ich mir recht sicher auf dem richtigen Weg zu sein. Weiter geht es durch die Wüste. Je tiefer wir vordringen, je mehr bezaubert uns diese karge Landschaft. Vor meinen Augen breitet sich keine Langweile Sandebene aus, sondern eine Landschaft aus mal sanften Hügeln, mal schroffen Felsbrüchen. Ständig ändert sich das Relief, Licht und Schatten fabrizieren faszinierende Effekte. Fast unmerklich fahren wir bergauf und rollen über ein Hochplateau mit einer Höhe zwischen 1100 und 1280m. Unser Strässchen windet sich wie ein schwarzes Band zwischen den Braun- und Ockertönen der verschiedenen Sand und Gesteinsformationen. Hier oben sind die Temperaturen recht erträglich, bewegen sich so um die 27 Grad. Durch die angenehmen Temperaturen sinkt die körperliche Anstrengung und bekomme Lust, ein bisschen abseits des Asphalt zu spielen. Elvis und Pfütz machen derweil eine Pause und zücken die Kameras.
Die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen. Wer schon einmal viel weiter südlich war, weiss dass die Dämmerung hier äusserst kurz ist. Wir halten Ausschau nach einem geeigneten Platz für unsere Zelte. Eine Senke scheint sich anzubieten, doch bei genauerem hinsehen entpuppt sich diese als Wadi. Keine Ahnung wann und wie oft es hier regnet. Aber wenn, dann wälzen sich hier Wassermassen hindurch. Ein Stück weiter, fast neben dem Strässchen finden wir ein passendes Plätzchen im Windschatten zweier Hügel.
Wir dachten wir sind alleine. Doch mit Einbruch der Dunkelheit waren die Scheiche wohl erwacht. Mal fuhr laut knatternd ein Moped vorbei, dann wieder ein kleiner LKW voll mit blökenden Schafen, dem Haupterwerb der hier lebenden Beduinen. Später zwang die Neugierde den Fahrer eines Tanklaster zum anhalten. Der Fahrer gesellte sich ein paar Minuten zu uns. Bei Elvis seinem Bike leuchtete schon seit einigen Kilometern wieder die Tanklampe und so wollte er die Chance nutzen. Als der Fahrer unser Anliegen verstand lachte er und machte uns klar, dass er Wasser geladen hat welches die Beduinen benötigen. Für die Frage wie weit es zur nächsten Tanke ist, reichte die Verständigung dann doch nicht. Es bleibt morgen spannend.
Es ist vier Uhr morgens, als ich mal aus dem Zelt muss. Die Sonne kommt gerade über den Horizont. Schnell mache ich ein paar Fotos und lege mich nochmals auf die Matratze. Entgegen den Erwartungen war es die Nacht nicht kalt, trotz dass wir hier auf etwa 1000m, sind habe ich meinen Schlafsack nicht auspacken müssen. Gegen sieben Uhr wird es heiss im Zelt. Wir frühstücken und packen, doch abfahren ist erst mal nicht. Meinen Zündschlüssel scheinen die Skorpione geholt zu haben. Ich durchsuche alle Taschen, hole das Zelt nochmals heraus, vielleicht liegt er darin - nichts. Zum Glück habe ich den Ersatzschlüssel mit. Dann muss es ab jetzt mit dem bis nach Hause gehen. Weiter geht es nach Palmyra.
Ein paar Mal kann ich in Elvis seinen Augen die Frage lesen - reicht mein Sprit? Doch wir haben Glück. Nach etwas mehr als einer Stunde fahren wir über eine Bergkuppe und haben Palmyra vor uns. Natürlich steuern wir als erstes die Tanke an und müssen durch den ganzen Ort, werden dabei neugierig beäugt. Touristen kennt man hier, aber auf Motorrädern kommen die äusserst selten.
Wir haben gelesen, das es hier einen Campingplatz geben soll und machen uns auf die suche. Nachdem wir mehrere Einheimische erfolglos befragt haben finden wir die offizielle Tourist Information. Drinnen sitzt ein schwerfälliger Angestellter hinter seinem Schreibtisch und an seinem Blick erkennen wir, das er sich durch uns gestört fühlt. Auf unsere Frage nach dem Campingplatz bekommen wir monoton zu hören “No Camping”. Wir denken, das ist schade, stimmen unsere Infos doch nicht und fragen nach einem Hotel mit Pool. Da wir zwei Nächte bleiben möchten wäre ein solches schön in dieser Hitze. Doch zu unserem Erstaunen bekommen wir wieder als Antwort “No Hotel”. Verdutzt schauen wir uns an, das kann nur ein Missverständnis sein und wiederholen unsere Frage. Doch unser Gegenüber bleibt dabei, “No Hotel”. Pfütz hatte draussen bei den Bikes gewartet und schüttelt nur den Kopf. Dass es hier Hotels gibt steht ausser Frage, schliesslich haben wir schon ein paar gesehen.
Letztendlich finden wir doch noch den Campingplatz und sind sogar angenehm überrascht. Gibt es hier doch ausreichend Palmen und Sträucher als Schattenspender. Zelte aufgebaut, ab ins Wasser, ein kühles Bier bekommen wir direkt an den Pool, so lässt sich die Mittagshitze ertragen. Es ist ein bisschen wie im Garten Eden.
Nachdem am späten Nachmittag die Temperaturen gesunken sind, schauen wir uns zu Fuss erste antike Stätten an. Kaum kommen wir in die Nähe von Touristenzielen, werden wir von fliegenden Händlern auch schon als potentielle Opfer ausgemacht und werden diese nur durch striktes ignorieren wieder los. Im Tempel des Baal dreht gerade eine Filmcrew für eine Dokumentation. Wir sind beeindruckt von der Grösse und Mächtigkeit des Tempels. Schwer vorstellbar, wie dies ohne grosse Maschinen bewältigt wurde.
Zurück im Camp, nutzen wir das Angebot des Betreibers. In einer Art grossem Beduinenzelt bekommen wir etwas der regionalen Küche auf den Tisch. Es schmeckt uns und die Menge ist selbst für drei Mannsbilder wie wir zu viel.
Schon im 2. Jahrtausend v.Chr. wurde Palmyra zur Stadt. Auf Grund seiner Oase war hier ein wichtiger Haltepunkt und Warenumschlagplatz vorbei ziehender Karawanen. Die Stadt profitierte enorm von ihrer günstigen Lage auf der direkten Handelsroute vom östlichen Mittelmeer (z.B. Rom) nach Indien. Palmyra ist das schönste Ruinenfeld Syriens und eines der grössten weltweit. Will man alles genau ansehen sollte man durchaus drei Tage einplanen. Zu erlaufen ist es an einem Tag sowieso nicht. Wir haben einen ganzen Tag hier eingeplant, mussten aber nicht laufen. Was in keinem europäischen Land auch nur ansatzweise denkbar wäre, konnten wir hier ohne irgendwelche Einschränkungen geniessen, mit den Bikes zwischen den Ruinen fahren. So gelang es uns doch, einen Grossteil der antiken Stadt zu sehen. Was für ein Erlebnis, mit dem Bike über die uralte Kolonnadenstrasse zu fahren, eine etwa 11m breite Allee mit hohen Säulen statt Bäumen.
Eine nächste palmyrische Besonderheit welche wir uns anschauen sind die Gräbertürme. Hier wurden die Toten in bis zu vier Stockwerke hohen Türmen beigesetzt. Die Türme sind nicht immer geöffnet. Doch wir haben Glück, dass sich eine grössere Reisegruppe angemeldet hatte und deshalb kurz vor uns ein Wachmann gerade einen der Türme öffnet. Im Turm ist es erstaunlich kühl. Die Grabkammern sind teilweise reich verziert aber klein, heutige Menschen würden nicht mehr hineinpassen. Wir steigen bis zum obersten Stock und haben eine tolle Aussicht über das Tal, sehen von hier noch etliche weitere Türme. Daher der Name “Tal der Gräber”. Als wir aus dem Turm herauskommen fallen gleich wieder Socken und Klimbim Verkäufer über uns her. Schnell gehe ich weiter und hoffe das diese sich auf die Reisegruppe stürzen.
Auf einem besonders hohem Hügel thront, gleichsam einem Zuckerhut, die Burg Qala’at Ibn Ma’n. Kurz vor Sonnenuntergang fahren zu dieser hinauf. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über das ganze antike Palmyra und wir sehen die gewaltigen Ausmasse der Ruinenstadt. Während dem Sonnenuntergang verzaubern uns faszinierende Farbspiele auf den Ruinen und den umliegenden Felsmassiven.
Es ist Zeit diese Oase zu verlassen. Ein letztes Mal springen wir in den Pool nachdem wir Zelte und Gepäck verstaut haben. Die Ausfallstrasse Richtung Damaskus zeugt von echtem Grössenwahn. Eine top Asphaltpiste mit sechs Fahrspuren bringt uns schnell vorwärts. Sechs Fahrspuren nur für uns, denn wir sind allein auf dieser Piste.
Etwas später, wir kommen an eine Kreuzung mitten in der Wüste, wird mir deutlich bewusst, wie weit weg wir von heimatlichen Gefilden sind. An der Kreuzung steht ein Wegweiser, links geht es nach Bagdad, rechts geht es nach Damaskus. Einen Moment lang schaue ich einfach nur auf dieses Schild. Weit... Weit... Weg...
140 Kilometer östlich von Damaskus. Am Strassenrand kommen ein paar Gebäude in Sicht. Neben einen steht ein Windrad. Wo hab ich das nur schon einmal gesehen? Ich lese ein Schild, Bagdad Cafe. Ja klar, da gab es Ende der 80iger den Film “Cafe Bagdad”. Nur, dass dieser in der Wüste von Nevada spielt. Wir halten an und kehren ein. Es ist gemütlich eingerichtet. Beduinenteppiche schmücken die Wände, ich trinke einen schwarzen Tee. Inzwischen habe ich gelernt, hiesiger Kaffee wird mehrmals aufgekocht und schmeckt für unsere Sensoren meist schrecklich
Der Kaffee hier im Zug ist unserer Zubereitungsart zu Hause schon ähnlicher. Wir haben die zweite Nacht im Zug auf unserer Rückreise überstanden und vertilgen zum Frühstück die letzten Reste unserer Vorräte. Während der Nacht hat sich das Wetter nochmals verschlechtert. Es regnet nun heftig und wir empfinden es als sau kalt. Ankunft um 10Uhr wird auch nix, der Zug hat in den letzten Stunden mehrere Male gestanden. Wir stellen eines der Navi ans Fenster, um zu sehen wo wir sind. Voraussichtliche Ankunft soll nun Mittag sein.
Kurz nach Mittag, eine der ältesten Städte der Welt liegt vor uns. Hier sind ungezählte Karawanen durchgezogen. Tausende haben hier Handel betrieben. Die einen haben dabei ein Vermögen gemacht, andere haben alles verloren. Die Pharaonen, die Babylonier, Alexander der Grosse, die Perser, die Griechen, die Nabatäer, die Römer, alle haben es hier versucht - die Kreuzritter, sogar die Mongolen und nun wir. Was wird uns erwarten, moderne Metropole? Wenn ich berücksichtige, was ich bisher gesehen habe, wohl eher nicht. Vielmehr hoffe ich noch viel vom orientalischen Damaskus zu sehen, schliesslich ist es die älteste durchgängig bewohnte Stadt der Welt. Hier soll Kain den Abel erschlagen haben, hier wurde Saulus zu Paulus und schon das Alte Testament liefert erste Quellen zu Damaskus. Nachgewiesen ist eine Besiedlung seit dem 4. Jahrtausend v.Chr. und vermutet wird ein noch früheres Datum. Mindestens 6000 Jahre Siedlungsgeschichte, das ist tief beeindruckend und für mich schwer vorstellbar. Auch das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen überrascht mich noch einmal, ist es doch für hiesige Verhältnisse üppig. |
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