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Wieder einmal ist es Januar, wir haben endlich mal richtigen Winter in diesem Jahr (2010) mit ordentlich Schnee. Der Wetterbericht warnt vor heftigem Schneefall an diesem Wochenende und rät jede nicht notwendige Fahrt zu unterlassen oder zu verschieben. Und während so manches motorisiertes Zweirad tiefen Winterschlaf hält, zieht es uns nach draussen. Ich verpasse meinem treuen Gaul noch schnell ein paar neue grobstollige Hufe, dann steige von einer Hose in die nächste und während ich mir die termobewehrte Motorradjacke über den vierten Rolli ziehe, habe ich bereits die ersten Schweissperlen auf der Stirn. Zum Glück war ich mit drei paar Socken schon vorher in die Stiefel gestiegen. Noch ein Blick in den Spiegel - ein Winterbiker muss wohl Vorbild für das Michelinmännchen gewesen sein -  dann nix wie raus in die Kälte.
Mühsam versuche ich gegen den Wiederstand der Hosen mein Bein über die Sitzbank zu hiefen und als es mir gelingt, bin froh endlich los zu kommen. Zündung an, ein etwas längerer Druck auf den Startknopf bringt den Boxer meiner GS auf trapp. Qualmend und leicht hustend kommen die Kolben auf Drehzahl. Die Temperaturanzeige im Infodisplay blinkt mich zornig an, -7,5° und will mir mit der Anzeige einer Schneeflocke wohl mitteilen: es ist glatt, es ist kalt, bleib zu Hause du Idiot.
Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, es ist schön ein Idiot zu sein.

maske

Wie üblich, wenn es Richtung Osten geht, treffe ich meinen Freund Gerhard an der Autobahnraststätte. Auch er hatte sich allerlei einfallen lassen, um der Kälte zu trotzen. Zum Glück stand er neben seiner Maschine, so das ich ihn als Fahrer der selben zuordnen konnte. Wäre er mir weiter ab entgegengekommen, meine Sinne hätten mir sicher nicht meinen Freund gemeldet, sondern vielmehr hätte mein Blick nach der resoluten Dame mit der Peitsche Ausschau gehalten.

Nach einer herzlichen Begrüssung waren wir uns schnell einig, uns gleich auf den Weg zu begeben um nicht in dem von den Wetterfröschen angekündigten Schneechaos stecken zu bleiben, denn noch war keine Flocke in Sicht.
So kamen wir gut voran und machten an der Tankstelle Abfahrt Gera eine verdiente Kaffeepause. Während wir so plaudernd mit der Herrin über die Zapfsäulen unser Käffchen schlürften, tänzelten draussen die ersten Kristalle hernieder.
Aber nach nur einer weiteren knappen Stunde Fahrt, verliessen wir bei Chemnitz die Autobahn um in höhere Lagen vorzustossen und unserm Ziel, der Augustusburg, näher zu kommen. Inzwischen waren die fallenden Schneeflocken nicht mehr einzeln, aber Väterchen Frost hatte ein Einsehen mit uns und beliess es bei einer mässigen Intensität.
Wohlauf und auch nicht durchgefroren (vielleicht wegen des ein oder anderen Adrenalinschub) erreichten wir die Burg, wo uns bereits einige mit leicht gläsernem Blick entgegen kamen.

Die waren dann doch schon einige Stunden vor uns eingetroffen. Wir schauten das die Bikes gut und sicher stehen, der Ständer nicht einsinken kann, schnallten die Taschen ab und bezogen erstmal unser Zimmer in der Jugendherberge, direkt auf dem Burggelände. Zu ganz früherer Zeit war das einmal das Gesindehaus. Inzwischen ist daraus eine angenehme Herberge geworden, besonders nach den umfangreichen Umbauarbeiten in 2006, bei welchen schöne 4 bis 6 Bett Zimmer mit eigenem Bad entstanden.

gemach

Die Einteilung der Schlafplätze war schnell geklärt, etwas länger dauerte dafür das auspellen aus den verschiedenen Frostschutzschichten. Dann war auch dies geschafft, Arme und Beine hatten ihre volle Bewegungsfreiheit wieder und der nächste Griff galt den kulinarischen Genüssen in flüssiger Form.

Im Preis der Herberge ist auch immer eine reichhaltige Vollverpflegung inbegriffen. Während wir nun auf den Zeitpunkt der Küchenöffnung warteten, uns die Zeit mit Benzingesprächen und ein, zwei Schlückchen vertrieben, versuchten Schneekönigin und Väterchen Frost gemeinsam unsere Bikes mit einer weissen Decke zu umhüllen.

Unsere Mägen knurrten, ein Blick in die Flasche, ja die Zeit ist ran und die Küche offen. Am Abend der Ankunft sind erfahrungsgemäss alle hungrig. Die einen weil sie von Arbeit direkt auf ihr Bike gestiegen sind, andere weil sie aus entfernten Ecken kommen und teils mehr als 500km Schneefahrt hinter sich haben.
Doch die Küchenfeen haben fleissig in Töpfen und Pfannen gerührt um uns ein leckeres Mal aufzutischen. Schweinebraten mit Semmelknödel und Sauerkraut, reichlich auf dem Teller, so das keiner hungrig wieder vom Tisch gegangen ist.

nicht wir, gab es aber öfters

Den Abend haben wir dann bei Live-Musik und drei, vier, .... (ich weiss nicht mehr wievielen) Glühwein ausklingen lassen. Und an diesem Freitag, im Gegensatz zum Freitag beim letzten Mal, haben wir in den frühen Morgenstunden auch problemlos unsere Betten wieder gefunden.

<<-- so manch Anderer hat schonmal auf’s Bett verzichtet und gleich im Festzelt geschlafen

Samstagmorgen gegen 8, wo ist meine Kalaschnikow? Irgend so ein Verrückter quäkt durchs Micro der Beschallungsanlage vom Burghof und muss diese voll aufgedreht haben, es wummert durch die geschlossenen Fenster. Noch ne Stunde döse ich vor mich hin, steh ich nun auf oder hört der wieder auf. Ok, aufstehen, mein Kumpel drängelt auch schon aufs Frühstück, gibt’s nämlich nur bis 10, wir werden sicher die letzten sein. Tatsächlich ist es recht leer, als wir uns mit den vollen Tellern einen Tisch aussuchen. Aber wohl eher, weil wir zu den ersten gehören, denn nach uns wird’s erst richtig voll.

Nachdem nun das Frühstück den Magen etwas beruhigt hat und der Kaffee den Kreislauf etwas in Schwung bringt, schauen wir mal nach den Bikes. Prima, alles ok und das ich das Zündschloss abgedeckt hatte, stellt sich als gute Entscheidung heraus, denn die Maschinen sind dick eingeschneit. Gut eingemummelt laufen wir über den Burghof und schauen uns mit einem Becher heisse Zitrone (natürlich wegen der Vitamine!) all die Bikes an mit denen so mancher hier her gekommen ist. Bei einigen bin ich aber überzeugt, das dessen Besitzer das Bike bis kurz vor der Burg noch auf dem Anhänger hatte.
Aber egal, von historisch über klassisch bis originell und witzig ist hier alles vertreten.
Eine Auswahl von allem seht ihr nebenstehend ohne Kommentar. Einfach mal durchlaufen lassen.

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Auch einige Bilder von den ganz harten, die im Burggraben unbedingt Campen müssen, möchte ich nicht vorenthalten. Bei dieser Witterung habe ich, wenn ich nicht auf dem Bike sitze, doch lieber ein warmes und, ganz wichtig, ein trockenes Plätzchen. Ich campe auch ganz gern, aber gibt es Grenzen. Soll nicht heissen, das ich die Camper ablehne ! Wer das mag, bitte sehr.

Samstagabend ist es nun schon seit vielen Jahren in der Herberge Tradition, zum Abendessen ein Buffet aufzustellen. Auch in diesem Jahr, oder gerade weil es das 40. Jubiläum war, gab es ein überwältigendes Angebot auf den Tischen.
Wir labten uns ausgiebig an verschiedenen Leckereien. Satt und zufrieden laufen wir noch eine Runde durch den Burggraben, schauen nach dem ein oder anderen Camper und begeben uns wie am Abend zuvor wieder ins Festzelt. Für diesen Abend war noch eine “erotische” Modenschau angekündigt und wir wollten schon mal schauen, was uns hier geboten werden sollte. Für einen kurzen Eindruck könnt ihr euch nebenstehendes Video ansehen. Die jungen Damen waren doch eher lächerlich als professionell.
Bald darauf haben wir den Abend beendet, schliesslich wollten wir am nächsten Vormittag wieder nach Hause fahren.

Sonntag morgen, keiner stört diesen Morgen mit irgendwelchen Geplärre. In aller Ruhe gehen wir frühstücken, packen unsere Sachen und rüsten uns zur Abfahrt. Es hat in der Nacht nochmals geschneit, so borgen wir uns einen Besen und buddeln erstmal unsere Bikes frei.

kaffee

Es lag auch gut Schnee auf den Strassen. Selbst direkt in Chemnitz luden die Städtischen Pisten eher zum Rodeln ein, als zum Motoradfahren.

Aber wir sind gut durchgekommen und gut angekommen am Startpunkt unserer kleinen Winterreise., in Eichelborn. Dort genehmigen wir uns noch ein Käffchen zum Abschluss, bevor sich unsere Wege mal wieder trennen.

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