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drei Klimazonen: ewiger Frühling, normal Mitteleuropäisch, ewiger Winter
Temperaturen von -2 bis +43 mitten im Sommer
über 11000 Kilometer
fast 6 Wochen, jeden Tag im Sattel
Kurven ohne Ende
Naturwunder ; berühmte Bauwerke ; fremde Kulturen

 Einmal rund um die Ostsee

Runde

20. Juni 2008

Es ist kurz vor 19 Uhr. Endlich habe ich auf dem Motorrad alles so verstaut und festgezurrt das es meinem prüfenden Blick und hoffentlich allen Vibrationen und Erschütterungen stand hält. Besonderes Augenmerk habe ich auch auf die Lastverteilung gelegt. Noch einmal Wetterbericht, es soll sonnig bleiben.

fertig gepackt

Die Anfahrt bis Norwegen

21. Juni

Morgens 6:30 Uhr, während ich noch ein Käffchen trinke, steige ich in meine Motorradkombi. Meine Gedanken schweifen voraus, werden wir alles ohne größere Probleme überstehen, wird uns das Wetter hold sein. Ein Freund war letztes Jahr in Norwegen unterwegs und hatte zwei Wochen nur Regen, das kann einem jede noch so gut geplante Reise vermiesen.

Ich sitze auf meinem Bike und sehe meinen Heimatort im Rückspiegel entschwinden. Es ist kurz vor 7 Uhr, ich gebe Gas denn wir wollen uns um 7 an der Tanke Erfurter Kreuz treffen. Als ich ankomme hat mein Kumpel bereits seine erste Kippe aufgeraucht. Ich fahr ich gleich an die Säule. Es folgt eine herzliche Begrüssung, wir schauen nochmal nach der Gepäckbefestigung dann steigen wir auf unsere Rösser und geben die Sporen.
Da wir heute Hirtshals an der Nordspitze von Dänemark erreichen wollen, fahren wir in Deutschland nur Autobahn.

Gegen 9 Uhr wollen wir uns mit unserem dritten Mitstreiter am Rasthof Göttingen treffen und sind bereits etwas vor der Zeit zur Stelle. Aber kurz darauf sind wir komplett.

Ohne Stop passieren wir drei die Dänische Grenze und erreichen kurz vor 19 Uhr den Fährhafen in Hirtshals. Hier war geplant für die Mittagfähre am nächsten Tag die Tickets zu kaufen und dann ein Plätzchen fürs Zelt zu suchen. Aber es kam ganz anders.

Die freundliche Dame am Schalter der Fährgesellschaft teilte auf unser Anliegen mit, die Mittagsfähre sei bereits ausverkauft. Unsere Gesichter müssen sehr lang ausgesehen haben. Doch die Dame hatte noch ein As im Ärmel, denn sie meinte, für die 20 Uhr Fähre des heutigen Abend hätte sie noch Tickets. Wir wechselten kurzen Blick untereinander und kauften. Suchen wir uns eben keinen Platz fürs Zelt und sind dafür bereits um Mitternacht in Kristiansand (Norwegen).

Doch was macht man ein paar Minuten nach 24 Uhr in Kristiansand? Weiterfahren?
So ergiebig war der Schlaf auf der 4 stündigen Überfahrt nun doch nicht und außerdem wollten wir etwas

sehen vom Land. Ivan hatte irgendwo in den weiten des WWW eine Datei mit Campingplätzen fürs Navi entdeckt und erfolgreich installieren können. So war es jetzt eine kurze Fahrt durch die Stadt bis wir vor dem zugesperrten Platz standen. Da um diese Zeit kaum mit dem Erscheinen des Platzwart zu rechen war, sperrten wir selbst auf. Schnell standen die Zelte und noch schneller hörte ein jeder nur noch unser schnarchen.

Süd Norwegen

22.06.
Unser erster Tag in Norwegen und auch noch Zeit gespart, denn eigentlich wollten wir ja in Hirtighals einmal nächtigen. Nur das wir nicht vom Campingplatz runter kamen und noch eine Nacht hier bleiben mussten. Nicht weil uns der Platz so gut gefiel, der Platzwart nahm es ganz locker das morgens drei Zelte mehr da standen, sondern weil mir irgend etwas am Vortag den Magen verdorben hatte und ich nur zwischen Schlafsack und Toilette pendelte. Die andern zwei nahmen es gelassen und machten einen ausgiebigen Stadtrundgang. Fahren wäre sowieso unschön geworden, es schüttete den ganzen Tag.

23.06.
Alles wieder schön, selbst der Regen hatte aufgehört.
Wir wollen den Tag nutzen und bauen zeitig die Zelte ab. Gerhard ist als erster fertig und kümmert sich schonmal ums Mittagessen. Es sollte gefüllte Ente werden, nur roch die selbe den Braten und flog davon.
Über meist schmale Strassen, quer durchs Gebirge, kamen wir unserem ersten Ziel, der alten Handelsstrasse hinunter in den Lyseboten trotz häufiger Schauer näher. Das hier selbst Ende Juni noch teils grosse Schneefelder existieren, sind wir aus heimischer Gegend gar nicht gewöhnt.

In der Talsohle angekommen, erkundigen wir uns in einem Souvenirshop wann die nächste Fähre fährt. Die Verkäuferin kann zum Glück etwas Englisch und teilt uns mit, das als nächstes eine kleine Fähre kommt die nur nach Anmeldung mit nimmt. Wir sind etwas ratlos, doch wie noch öfters, ist es die Freundlichkeit in diesem Land die uns grössere Probleme erspart. Die Verkäuferin ruft bei der Fähre an und sichert uns die Plätze. Beruhigt machen wir uns im beheizten Wartehäuschen breit, packen Kocher und Essen aus. Pünktlich mit der Ankunft der Fähre beenden wir unser Dinner, schiffen ein und erleben das erste mal wie

die Felswände förmlich in den Himmel wachsen, dann von Bord sieht alles noch viel mächtiger aus. Einige Kilometer später, wieder kommt Wasser von oben, beschliessen wir für diese Nacht eine Pension zu suchen.

24.06.
Noch ist es trübe, als wir am Morgen starten. Doch als wir die erste der Fähren an diesem Tag erreichen, wird die Wolkendecke endlich dünner. Als Motorradfahrer sollte man an den Fähren ruhig an den Autos nach vorn fahren und im Sichtbereich der Einweiser anhalten. Diese geben uns an passender Stelle das Zeichen zum befahren der Fähre. Dafür, das wir Motorradfahrer immer mitgenommen werden und nicht auf die nächste Fähre warten müssen, nehmen wir in Kauf auch mal eingequetscht zwischen LKWs zu stehen.
Immer wieder wandert der Blick während der Fahrt nach rechts oder

links, streicht über Landschaftsformen von schroff bis idyllisch schön. Inzwischen wärmt die Sonne unsere Kombis und gibt der Kulisse um uns ein malerischen Anstrich.
Die letzte Fähre für heute bringt uns nahe an Bergen heran. Am frühen Nachmittag erreichen wir die alte Hansestadt. In die Stadt mit den statistisch meisten Regentagen fahren wir bei strahlenden Sonnenschein hinein. Über die Bluetooth Lautsprecher in meinem Helm gibt mir  Steffi die Richtung vor und so finden wir zügig bis zu den historischen Krämerhäusern. Aber als erstes belegen wir einen der Tische vor einem Café, lassen es uns mit Cappuccino und Sonne im Gesicht gut gehen.
Wir sind beeindruckt, wieviel in die Erhaltung der Holzhäuser aus der Gründerzeit der Stadt investiert wird. Aber das es sich lohnt zeigt dieses Kleinod der Geschichte. Zum Abschluss der Stippvisite bummeln wir noch über den hiesigen Markt.

Wir kämpfen uns mit unseren Bikes wieder aus der Stadt hinaus Richtung Nordost und es ist früher Abend als wir einen kleinen aber durchaus annehmbaren Campingplatz finden. Fix sind die Zelte aufgebaut und während des Abendessen sind wir uns schnell einig, es war der erste richtig schöne Urlaubstag.

Zeltaufbau

25.06.
Schon beim Frühstück sitzen wir in der Sonne. Heute ist der Tag der Wasser. Einer der schönsten Wasserfälle in Norwegen ist der Steinsdalsfossen. Die herabstürzenden Wassermassen erzeugen eine ständige Gischtwolke in der sich schillernd die Sonnenstrahlen brechen. Ein schmaler Pfad führt uns direkt hinter die Wasserwand und wir erahnen, mit welcher Energie das Wasser an einer hervorgestreckten Hand zerren würde.

Unser Weg schlängelt sich nun ein ganzes Stück entlang des Hardangerfjord. Wir fahren am südexponierten Hang, geniessen Sonne und Panorama und finden uns wenige Kilometer weiter wieder auf einer Höhenstrasse, fahren durch vereiste Schneefelder und stossen, wie Adler nach ihrer Beute, hinab zum nächsten Fjord. Der Naeroyfjord ist für landgebundene Fahrzeuge eine Sackgasse. Trotzdem können wir nicht wiederstehen das schmale Strässchen bis zum Ende zu fahren. Wir bereuen es nicht, werden mit einer traumhaften Kulisse entschädigt.

Einige Auf und Ab sowie zwei Fähren später stehen wir vor der ältesten Stabkirche, in Urnes am Lustrafjord. In der Mitte des 11. Jh erbaut, gehört diese Kirche vor allem wegen der perfekten Schnitzkunst-Verzierungen zum UNESCO Weltkulturerbe.

26.06.
Der heutige Tag ist gespickt mit einigen der bemerkenswertesten Landschaften die Norwegen zu bieten hat.
Dalsnibba, Geirangerfjord, Trollstigen und Atlantik-Panoramastrasse - wer sich über Norwegen vorab informiert wird ständig auf diese Begriffe stossen. Ist ist schier unmöglich, Informationen hierüber zu übersehen. Und ja, man sollte hier gewesen sein!

Dalsnibba ist eine begradigte Bergkuppe. Auf ca. 1480m Höhe kann man hier parken und seinen Blick über vereistes Gebirge gleiten lassen. Aber der wohl spektakulärste Ausblick ist die Sicht auf den Geirangerfjord. Was unsere Herzen aber auch höher schlagen lies, war die perfekte Sicht auf die Strasse welche hinab führt in den Fjord und auf der anderen Seite wieder hinauf. Welch Gram, hätten wir diese Piste verpasst!
Der Trollstigen ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein “Zentrum der Tolle” und Norweger sind überzeugt das es diese kleinen Wichte wirklich gibt!

Achtung Trolle

Für uns wesentlich Handfester ist hingegen die Landschaft. Tosend stürzen die Wasser den Fels hinunter, dicht neben der Strasse um dann gleich unter der Brücke, auf der wir stehen, hindurch weiter Tal abwärts zu strömen, nicht minder effektvoll. Wieder windet sich die Strasse, fast wie eine alpine Passstrasse ins Tal, beschert uns Fahrgenuss vom feinsten.

Westlich von Molde beginnt in Bud eine der schönsten Strassen in Norwegen. 1989 fertiggestellt und etwas mehr als 8 km lang schlängelt sich die Atlantikstrasse vor der eigentlichen Küste entlang über Inseln und Schären bis nach Kristiansund. Bewusst ruhig dahingleitend geniessen wir die Fahrt, lassen Südnorwegen hinter uns zurück.

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